Remo MüllerThailand2 Comments

Und plötzlich schwimmt es davon, das Haus. Das ist sich der Thurgauer nicht gewöhnt, wenn Häuser in den See stechen. Ich bin zwischen dem Istighofer Weiher und dem Bodensee aufgewachsen, da passiert das nicht. Hier am Ping River können Häuser an Land gehen, sehen dann so aus, als wären sie schon immer dort gewesen. Dann schaut man weg, nach ein paar Minuten wieder hin, staunt, und beginnt anschliessend, an sich selber zu zweifeln…

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Reiseland

Thailand wurde letztes Jahr von fast 30 Millionen Menschen bereist, ist somit eines der meist besuchten Länder der Welt. Gibt es trotzdem noch Geheimtipp? Etwas zu entdecken? Ja. In einer Woche habe ich grad zwei solche Orte gefunden.

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Wiedermal abseits des Reiseführers

Von Mae Sot, ganz im Westen Thailands, fahren wir in Richtung Norden, nach Li. «Wir» sind ich und Jael, wir kennen uns noch von Bangkok, sie arbeitet dort. Kurzfristig konnte sie ein paar Tage frei machen, damit wir nochmals ein bisschen Zeit miteinander haben, bevor ich weiter nach Myanmar reise. Danach liegt Bangkok nicht mehr auf meiner Reiseroute. Wir sind mit einem Mietauto unterwegs. Li ist etwas abseits der üblichen Touristenpfade. Da nimmst du ein Abzweiger und jegliche Touristeninfrastrukturen sind weg. Erstaunlich, was machen denn all die Entdecker? Das Bedürfnis, tolle Orte zu recherchieren, die noch mehrheitlich unentdeckt sind, scheint bei den allermeisten Reisenden klein zu sein. Lonely Planet aufschlagen, Highlights abklappern, voila. So reist die ganz grosse Masse. Offizielle Highlights sind super, sonst wären sie ja keine Highlights. Die Massen schränken aber den Reiz etwas ein.

Mae Ping-Nationalpark

«Da stand doch grad erst noch dieses Holzhaus», bitte ich Jael ganz aufgebracht, mich davon zu überzeugen, dass ich nicht völlig plämpläm bin. Und dann, schwimmt das Strohhaus plötzlich dort draussen im See, oder im Fluss. Es handelt sich nämlich um den «Ping River», im Mae Ping Nationalpark. An dieser Stelle ähnelt der Fluss eher einem See. Der Fischer hängts vor seinem Haus und fischt. Da fährt man von diesem Städtchen Li, etwa eine Stunde in diesen Nationalpark hinein, und stösst dann eben auf den Mae Ping Fluss. Was für eine Überraschung, die Schönheit erschlägt uns fast, schlichte Sprachlosigkeit. Und das heisst etwas, bei uns zwei Plaudertaschen. Nicht nur die schwimmenden Häuser, sondern vor allem, wie sich der Fluss hier zwischen den Bergen hindurch gabelt. Die Felsen sind rostrot, teils überwachsen von Gras, dessen Grün durch die Abendsonne schon fast kitschig wirkt. Die Felsen sind teils überhängend, tropfsteinartige Gebilde hangen runter. Fliegende Fische springen immer wieder aus dem Wasser, überall plätschern Wasserfälle über die Felsen. Es ist wie unecht. Fast zu viel schön auf einmal.

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Die Menschen im Dorf schauen uns an, als wären sie gerade Zeuge davon, wie sich ein Mars-Ufo über ihrem Dorf eingerichtet hat, und rot-grüne Marsmännchen raushoppsen würden. Es wird uns klar, hier kommen selten, sehr selten westliche Menschen vorbei. Gleichzeitig kann ich genau dies nicht verstehen: Wie ist es möglich, dass so ein atemraubender Ort, noch von keinem LonelyPlanet-Reiseexperten, oder von sonst irgend einem Reiseblogger entdeckt wurde? Das in Thailand, nur etwa 90 Autominuten vom Massentourismuspfad entfernt. Rätsel puur, werde ich nie verstehen. Aber ist natürlich toll darf ich das erleben.

Ein paar Typen kurven mit ihren Nussschalen im Fluss herum. Die meisten haben Fischerausrüstung dabei. Jael spricht ein wenig Thai, sie fragt mal scheu, ob wir mit so einem Schiffli in Richtung Sonnenuntergang tuckern können. Es ist ihm nicht ganz gschmuuch, mit uns Marsmännchen zu sprechen. Der Mann lächelt verlegen, wirkt irgendwie peinlich berührt und scheint gleichzeitig überrascht, dass Marsmännchen Thailändisch sprechen können. Der Fischer hält Rücksprache mit einem seiner Kollegen, und willigt dann ein, uns etwas mitzunehmen. Diese 45 Minuten in dieser Nussschale, das war wieder einer dieser Momente, und ich weiss, das wird für fleissige Leser jetzt etwas wiederholend. Aber es ist wieder dieses überwältigende, rührende Gefühl, etwas zu sehen, dessen Schönheit ganz einfach nicht in Worte zu fassen ist. Gepaart mit diesem exklusiven Gefühl, dass hier noch nicht viele Auswärtige waren. Aber auch der ganz ganz kleine Frust, dass ich dieses Naturwunder fotografisch nicht mal annähernd so festhalten kann, dass man das Ausmass wirklich nachvollziehen kann. Ein Versuch: also ein paar Versuche…

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So schwimmen wir also zwischen roten Felsen und übergrünen Wiesen in Richtung Sonnenuntergang. Ab und zu schwimmen wir an einem Haus vorbei, die meisten gehen aber langsam an Land, die letzten Sonnenstrahlen verschwinden. Und dann taucht da plötzlich ein grosses schwimmendes Haus auf. Ein Restaurant? Hier..? Sieht so aus mit Plastikstühlen und Tischen. Wir wissen es nicht, können nicht fragen, weil zu weit weg. Wir steuern weiter den Felsen entlang, der Sonne entgegen, und sind glücklich. Das waren schöne drei Tage, danke Jael. Ich reise weiter, in den Nordwesten Thailands.

Höhlen um Soppong

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Saftig grüne, dicht bewachsene Hügel, in die sich ab und zu ein Dörfchen reingekuschelt hat. Der Lang River liefert Wasser, die Höhlen Spektakel. Es sei der schönste Flecken Thailand, sagt Peter. Der Australier führt seit 38 Jahren etwas oberhalb von Soppong, ganz im Nordwesten Thailands, eine Lodge. Wo er damit angefangen hat, war der Tourismus erst in den Startlöchern. Speziell hier im Grenzgebiet zu Myanmar gab es damals keinen Tourismus. Auch heute, fast vierzig Jahre später ist Soppong immer noch ein Geheimtipp. Aber das sei auch gut so, meint Peter. Es sei schön, ein Geheimtipp zu sein.

imageIch machte ein Tagesausflug, mit dem Kajak durch das wilde Wasser des Lang Rivers. Durch saftige Natur und spektakuläre Höhlen. Grad drei grosse Tropfsteinhöhlen hats in diesem Gebiet. Und das war wirklich ein Abenteuer, zweimal in Notlage. Einmal hats mir im Wildwasser das Kajak gedreht. Später bin ich einem aus dem Wasser ragenden Baumstamm aufgefahren. Von hinten hats das Boot dann so mit Wasser gefüllt, dass es zu schwer war um es zu leeren. Genau darum kann dieser Trip nur mit Guides gemacht werden, sonst wärs zu gefährlich. Zusammen konnten wir das Boot und mich aus der misslichen Lage befreien. Ja ich bin ein Tollpätschli..aber: Das ist fast allen der Gruppe mal passiert!! Musste noch gesagt sein!!

So, Thailand, ich muss dich nun verlassen. Jetzt kommt dieses Land, auf das ich mich am allermeisten freue: Myanmar! Vom Thailändischen Mae Sot gehts rüber nach Hpa-An. Ich bin gespannt und freue mich fest.

2 Comments on “Thailand unentdeckt”

  1. Hola Remo
    Ja, mit Persoenen das Land erkunden abseits der Lonley Planet wegen ist super.
    Ich plane Japan im Maerz/April 2017. Kennst du Jemanden der uns auch solche Tipps geben kann ?
    Saludos
    Silvio
    Hostal Capurgana, Kolumbien

  2. Hi mates, nice post and nice urging commented here, I am in fact enjoying by these. Susannah Bart Terr

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